Ein gutes neues Jahr 2016

Das vergangene Jahr war sehr ereignisreich und brachte so manchem Anleger gutes Geld. Bei allem geschäftlichen Erfolg sollten wir aber nicht vergessen, dass im vergangenen Jahr auch viel Blut vergossen wurde, sei es bei zivilen Katastrophen, terroristischen Anschlägen oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Wollen wir hoffen, dass auch die politische Lage in diesem neuen Jahr besser wird. Für die Besserung der wirtschaftlichen Lage fiel der Startschuss ja bereits vor zwei Wochen, als die FED ihre Zinserhöhung bekanntgab.
Ich wünsche uns ein friedlicheres, gesundes, gutes neues Jahr und viel Erfolg bei der Geldanlage.

Federal Reserve System (FED) trifft heute Zinsentscheidung

Nachbörslich steht uns eine Entscheidung mit noch unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft ins Haus. Um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wird die FED in New York mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erhöhung des US-Leitzinses verkünden. Nach offiziell guten Arbeitslosen- und Konjunktur-Daten findet es die US-Notenbank an der Zeit, die Zinsen wieder etwas anzuheben.
Erwartet wird lediglich ein kleiner Schritt, man erwartet eine Erhöhung um 0,25 Prozent. Sollte es da keine Überraschung geben, dürften sich die Auswirkungen auf den Markt in Grenzen halten. Von spekulativen Investments im Vorfeld sollte man aber absehen, denn die FED war schon immer für Überraschungen gut. Allerdings erwarte ich schon, dass im Falle der erwarteten Erhöhung die Kurse an den Börsen steigen werden. Denn die von Investoren wie das Weihwasser vom Teufel gefürchtete Unsicherheit ist – endlich – aus dem Markt.
Ich bleibe auf seiten der Bullen, denn gerade qualitativ hochwertige Aktien aus Skandinavien, Europa und den USA dürften in den nächsten Monaten zulegen. Eine ideale Gelegenheit, das eigene Depot zu bereinigen und qualitativ neu auszurichten.

Ändert sich unsere Einstellung zum Bargeld?

Quelle: Statista

Deutsche Finanzexperten sehen einer BITKOM-Umfrage zufolge das Smartphone als Zahlungsmittel in zehn Jahren vor dem Bargeld. Lediglich EC- und Kreditkartenzahlung werden nach Einschätzung der 102 befragten Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder von Finanzunternehmen auch dann noch vor der Zahlung per Smartphone liegen. Aus heutiger Perspektive klingt diese Einschätzung regelrecht nach Science Fiction. Bargeld spielt im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland eine überdurchschnittlich große Rolle. Der vor über einem Jahr vorgestellte Smartphone-Bezahldienst Apple Pay beispielsweise ist hierzulande bis heute nicht verfügbar. Zu groß ist offenbar die Skepsis bei Banken und Händlern, sich auf Apples Bedingungen einzulassen.

Neu-Emissionen lieber meiden?

Die ersten Neu-Emissionen (IPOs) für 2016 und 2017 sind schon raus. Verglichen mit den Vorjahren, gab es in letzter Zeit relativ wenige Neu-Emissionen auf dem internationalen Wertpapiermarkt. Sieht man sich dazu die durchschnittliche Kursentwicklung der „Neuen“ an, so kann sie nicht gerade überzeugen.
Beispiele: Eine Ferrari ist aktuell – bezogen auf die Erstnotiz – mit 18,5% in den Miesen. Eine Schaeffler mit 21,2% im Plus. Eine Siltronic mit 21,0% im Minus, ebenso eine windeln.de (!) mit 40,0% im Minus. Eine Tele Columbus mit 23,2% ebenfalls im Minus.
Ein ETF auf den DAX beispielsweise hätte da wesentlich mehr bei wesentlich weniger Sorgenfalten gebracht. Warum ist das wohl so? Dazu muss man ein bisschen tiefer graben.
Folgen wir der Spur des Geldes und wechseln auch schon mal die Perspektive, also von der Käufer- auf die Verkäuferseite.
Warum veräussert jemand ein Unternehmen, dessen Eigentümer er ist? Gut, das Unternehmen könnte dabei sein, den Bach runter zu gehen. Aber Notverkäufe über die Börse lassen sich nicht realisieren, weil die Zahlen geprüft und testiert werden. Und auch die mediale Aufmerksamkeit ist einfach zu gross.
Bleibt also die Annahme, dass der Verkäufer den Verkaufspreis als für sich selbst angemessen bis höchst attraktiv findet. Er hat alle Daten zur Verfügung, aus denen er diesen Schluss ziehen kann. Die Banken, die eine Neu-Emission begleiten, ünterstützen natürlich den Verkäufer, da sie von ihm beauftragt wurde und er ihre Rechnungen zahlt. Für Banken sind Neu-Emissionen ein attraktives Geschäft, ergo: wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Übersetzt: Ich passe mich dem an, von dem ich wirtschaftlich abhängig bin. Es wird also getrommelt und gepfiffen, um einen möglichst hohen Emissionspreis herausschlagen zu können.
Handelssysteme und eine charttechnische Analyse greifen nicht. Warum? Die Formeln der Systeme und Kursindikatoren können bei Neu-Emissionen nicht auf historische Daten zurückgreifen und ihre Kurven zeichnen und Signale geben. Weder ein Benchmark noch ein Ranking sind möglich, weil man nicht sagen kann, wie sich die neue Aktie im Vergleich zur Branche oder gar zum Gesamtmarkt entwickelt hat. Da wird eine qualifizierte Einschätzung schnell zum Stochern im Nebel.
So gesehen, sind Neu-Emissionen mehr als riskant, ein Vabanque-Spiel. Man gibt sein Geld jemandem, den man nicht kennt. Also mein Ding ist das nicht. Da investiere ich lieber in solide Unternehmen aus Deutschland, Europa oder – natürlich – im skandinavischen Raum, die es bereits jahrelang gibt und die sich im Wettbewerb bewährt haben.
Denn: Vertrauen ist gut, aber – gerade wenn es um Geld geht – Kontrolle ist besser.

Der neue 20-Euro-Schein ist da

Die neue 20-€-Banknote, die dritte der Europa-Serie, wird heute in Umlauf gebracht. Sie verfügt über ein aktualisiertes Design und kräftigere Farben. Zudem enthält sie ein neuartiges Sicherheitsmerkmal: ein „Porträt-Fenster“ am oberen Rand des Hologramms, das bei Betrachtung gegen das Licht durchsichtig wird. Im Fenster erscheint ein Porträt der Europa, einer Gestalt aus der griechischen Mythologie, das von beiden Seiten der Banknote zu erkennen ist. Dasselbe Porträt ist auch im Wasserzeichen zu sehen. Darüber hinaus enthält der Schein eine Smaragd-Zahl, auf der sich beim Kippen der Banknote ein Lichtbalken auf und ab
bewegt – ebenso wie bei der 5-€- und der 10-€-Banknote der Europa-Serie.
Das Video „Entdecken Sie die neue 20-€-Banknote“, das in 23 Amtssprachen der EU verfügbar ist, enthält weitere Informationen zum neuen Geldschein und wie er sich prüfen lässt. Es ist eines von mehreren Videos zum Thema Bargeld, die auf der Website www.neue-euro-banknoten.eu abrufbar sind. Diese Website bietet auch andere Möglichkeiten, mehr über die Banknoten zu erfahren, wie zum Beispiel die „Euro Cash Academy“.
Die 20-€-Banknoten der ersten Serie bleiben gesetzliches Zahlungsmittel. Sie sind weiterhin neben den neuen Geldscheinen im Umlauf, werden aber nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
(Quelle: Deutsche Bundesbank)

Wird Cryptogeld bald etwas Normales sein?

img_55682963e8373   Der Kurs des Bitcoin gab zwischenzeitlich rund 30 Prozent vom Jahrshöchstkurs Anfang November ab, konnte sich jetzt aber oberhalb von EUR 300 stabiliseren.

Es tut sich weltweit etwas. Das Establishment ist aufgerüttelt und macht sich Gedanken über Cryptogeld.
Lee Hsien Loong, der Premierminister von Singapur, spricht in einer Rede zum 80. Jahrestag der United Overseas Bank (UOB) von „Blockchains“, wenn er die Bitcoin-Schlüsseltechnologie „Blockchain“ meint. Aber immerhin: das Wort ist ihm geläufig und er weiss etwas damit anzufangen. Er nennt sie eine Technologie, die die Zentralbank und Singapurs Banken „must keep up to date and upt to scratch with“, also sich auf dem neuesten Stand zu halten und immer am Ball bleiben. Das Video dazu gibts auf YouTube.
So ähnlich drückte sich kürzlich auch ein hochrangiger Leiter der Securities and Exchange Commission (SEC) der USA aus, also der dortigen Wertpapieraufsicht.
Ganz besonders bemerkenswert: der britische Schatzkanzler, George Osborne, war vor kurzem auch ganz eifrig dabei, die digitalen Währungen zu lobpreisen.
Es tut sich also etwas, vor allem im Bewusstsein der massgeblich Verantwortlichen an den Schaltstellen staatlicher Macht. Man sieht nicht mehr so sehr die möglichen Gefahren durch ein angeblich anonymes Zahlungssystem, sondern eher die unbestreitbaren Chancen durch die neue, universell verwendbare Blockchain-Technologie.
Und das ist das eigentlich bemerkenswerte an dieser Sache.

Bank Of America empfiehlt Gold – wie bitte?

Kaum zu glauben: Die Bank Of America (BoA) sieht laut Bloomberg die Finanzmärkte im Zwielicht und empfiehlt Bargeld und Gold.
Was steckt dahinter? Gerade wenn Banken eine derartige Empfehlung herausgeben, ist man gut beraten, erst einmal misstrauisch zu sein. Warum machen die das wohl? Weil sie unser Wohl im Auge haben? Weil sie unser Vermögen schützen wollen? Wohl kaum. Eine Bank – noch dazu eine international tätige Investmentbank – hat heutzutage nur ihr eigenes Wohl im Auge.
Die Bank warnt vor Marktturbulenzen in der geldpolitischen Übergangsphase zwischen Nullzins und ein bisschen Zins. Darüber wird Mitte Dezember von der Federal Reserve entschieden.
Nach den letzten Statistiken zum US-Arbeitsmarkt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass erstmals seit Jahren wieder eine – wenn auch winzige – Zinserhöhung kommen wird. Hat die Nullzins-Politik zu einem rasanten Aufschwung des Aktienmarktes geführt, fürchten viele Analysten jetzt das genaue Gegenteil. Dabei ist doch der Grund dafür genauso wichtig, wie die Tatsache einer Erhöhung an sich. Arbeitsmarkt und Konsum entwickeln sich – angeblich – prächtig. Das sollte doch optimistisch stimmen. Aber Investoren und Spekulanten denken anders. Deshalb ist die bestehende Melange aus extremer Liquidität, zu erwartenden Profiten und technischen Reaktionen nicht ungefährlich.
Oberflächlich gesehen ist die Begründung schlüssig. Dazu kommen, so die BoA, zwei auffällige Entwicklungen: die Investoren äusserten sich zwar optimistisch, hielten aber hohe Geldbestände und warten ab. Sie ziehen Gelder aus Aktienfonds ab, während die US-Aktienkurse sich auf Rekordhöhe befinden.
Bargeld vorzuhalten, um nach einem Einbruch auf tieferem Niveau wieder einzukaufen, macht durchaus Sinn. Aber warum Gold? In den Augen von Investoren bringt Gold keine Zinsen, während aber doch gleichzeitig eine Zinserhöhung in den USA erwartet wird, also eigentlich schlecht für Gold. Und Gold wurde in den letzten Monaten und Jahren immer weniger Wert (siehe Chart). Warum also Gold?
Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich in den letzten Monaten die Banken das Gold schlechtgeredet und verteufelt, gleichzeitig aber ihre eigenen Goldbestände erhöht haben? Ein Blick in die Bücher der COMEX zeigt, dass die Banken die letzten Monate genutzt haben, um ihr Papiergold und -silber (ETFs, Zertifikate, etc.) verkauft und dafür physisches Gold und Silber gekauft haben – linke Tasche, rechte Tasche. Der Preis hat sich trotz höherer Nachfrage nach physischem Gold nicht erhöht, weil gleichzeitig Papiergold verkauft wurde. Ein geradezu klassisches Beispiel für eine Flucht aus dem schlechten Geld in das gute Geld. Jetzt sitzt man auf hohen Goldbeständen und wartet in aller Ruhe steigende Preise ab. Oder versucht, die Sache zu beschleunigen.
Wie auch immer. Die Zeiten werden turbulenter und man sollte sehr aufmerksam und vorsichtig sein. Bargeld und Gold sind so schlechte Möglichkeiten nicht, eventuelle Krisen zu überstehen – unabhängig davon, dass möglicherweise ein ganz anderer Grund hinter dieser Bankempfehlung steckt. Allerdings würde ich den Rat noch um etwas ergänzen: Cryptogeld.

Millennials und das Geld

 

Bei VisualCapitalist gibt es eine interessante Grafik zum Verhältnis der Millennials zum Geld.
Als Millennials bezeichnet man die Generation, die zwischen etwa 1977 und 1998 geboren sind, ihre Teenager-Jahre also von 1990 bis 2010 erlebten. Die auch als Generation Y bezeichnete Altersgruppe gilt als vergleichsweise gut ausgebildet und zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus. Statt Status und Prestige stehen Freude an der Arbeit und die Sinnsuche im Mittelpunkt ihres Lebens. Die Millennials sind optimistisch, selbstbewusst und haben wenig Vertrauen in die Regierung. Die Bewegung „Occupy Wall Street“ ist ein beredtes Zeichen dafür.
Zum Geld hat diese Generation ein ambivalentes bis praktisches Verhältnis:
Investieren
87% trauen sich zu, Investment-Entscheidungen selbst zu treffen
60% misstrauen dem Finanzmarkt
70% halten ihre Ersparnisse und Investments in bar
46% glauben, investieren ist viel zu „riskant“
Geldgeschäfte
40% würden nicht mehr bar zahlen, wenn man immer und überall unbar zahlen kann
48% kennen ihre Kreditwürdigkeit
49% würden in Betracht ziehen, Finanzdienste von Apple oder Google zu nutzen
37% trauen sich zu, ihre Schulden selbst zu handhaben
(Quelle: VisualCapitalist)
Die Ergebnisse dieser Statistik beziehen sich auf die USA, haben also für Deutschland oder Europa nur bedingte Gültigkeit. Gerade was die Verwendung von Bargeld gegenüber Kreditkarten oder anderer unbarer Zahlungsweise angeht, sprechen sich mehr als dreiviertel aller Deutschen für das Bargeld aus.

Norwegen: Zinssatz und Steuererhöhung

 

Die Norwegische Zentralbank beliess den Leitzins – wie erwartet – bei 0,75 Prozent.

Bereits im vergangenen Monat kündigte die norwegische Regierung eine Erhöhung der Verbrauchssteuern ab 2016 an. Der Vorlage des Haushaltsentwurfs ist eine Erhöhung von durchschnittlich 2,5 Prozent zu entnehmen. Damit entspricht die geplante Steuererhöhung der für nächstes Jahr erwarteten Teuerungsrate.
Auch bei der Mehrwertsteuer ist – erstmals seit drei Jahren – eine geringe Erhöhung geplant. In Norwegen gibt es drei unterschiedliche Mehrwertsteuer-Sätze. Der „normale“ Steuersatz liegt bei 25 Prozent, der „reduzierte“ Steuersatz bei 15 Prozent und der „niedrige“ Steuersatz bei acht Prozent. Letzterer gilt hauptsächlich im Dienstleistungsbereich, zum Beispiel im Bereich Sport und Kultur. Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer betrifft ausgerechnet den niedrigen Steuersatz, der um zwei auf zehn Prozent erhöht werden soll. Bei uns in Deutschland würde man das wohl Vergnügungssteuer nennen. Die beiden anderen Steuersätze sollen unverändert bleiben.

Geht es denn immer wieder nur ums Geld?

Die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet heute von einer Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), nach der es hauptsächlich am schwachen Euro liegt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft steigt. Mit Arbeitskosten von bis zu 40 Euro pro Arbeitsstunde zählt Deutschland zu den sogenannten Hochlohn-Ländern. Nur fünf Länder sind „teurer“. Dabei liegt Norwegen auf Platz eins, auf den Plätzen vier und fünf folgen Dänemark und Schweden.
Es sind Untersuchungen wie diese, die ein gebetsmühlenartiges Lamentieren der deutschen Industrie über viel zu hohe Arbeitskosten auslösen. Und es sind Untersuchungen wie diese, die der deutschen Industrie die Flüchtlingskrise als willkommene Lösung eines Teils der Probleme erscheinen lässt. Gut ausgebildete Flüchtlinge sollen die offenen Stellen besetzen und da sie – zumindest anfangs – nicht so qualifiziert sind wie gut ausgebildete Europäer, senken sie natürlich die durchschnittlichen Arbeitskosten in den Betrieben.
Dabei sagt sogar Arbeitsministerin Nahles, dass höchstens ein Bruchteil der Flüchtlinge gut ausgebildet ist, die überwiegende Mehrheit verfügt weder über deutsche Sprachkenntnisse noch über eine entsprechende Ausbildung. Viele sind sogar im Vergleich zu Europäern das, was man am besten mit „ungebildet“ umschreiben könnte.
Das Märchen von den nicht mit Deutschen oder Europäern zu besetzenden offenen Stellen in Deutschland bleibt auch nach wiederholtem Erzählen nur ein Märchen.
Wir haben allein in Deutschland bis zu sechs Millionen Menschen, die arbeitslos sind oder nicht vom Lohn ihrer Arbeit leben können und deshalb auf Sozialhilfe angewiesen sind. Europaweit kommen weitere Millionen vor allem junge Menschen (die „verlorene Generation“) aus dem Süden hinzu.
Warum wird da nicht qualifiziert, um die derzeit 600.000 offenen Stellen zu besetzen? Weil das Ergebnis womöglich relativ teure Mitarbeiter sind? Weil es dann kein Druckmittel gegenüber der Politik mehr gibt?
Man muss das volkswirtschaftlich im Ganzen sehen, eine Fähigkeit, die vielen deutschen Politikern leider abgeht – trotz der schönen Sonntagsreden. Die Sozialausgaben des Staates steigen von Jahr zu Jahr und müssen von Beitragszahlern, Unternehmen und Steuerzahlern aufgebracht werden. Aber: der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht.
Geht man allein nach der Höhe der Arbeitskosten, dürfte in Skandinavien die Wirtschaft längst zum Erliegen gekommen sein. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Denn was dem Einen die Arbeitskosten sind, ist dem Anderen das verfügbare Einkommen. Je sicherer und langfristiger der Arbeitsplatz und je höher das Einkommen, desto besser geht es dem Bürger und damit der Volkswirtschaft. Gut ausgebildete und gut bezahlte Mitarbeiter sind kein reiner Kostenfaktor sondern die Basis für ein funktionierendes Unternehmen. Die Menschen sind zufriedener und blicken positiv in die Zukunft, weil sie sich keine existenziellen Sorgen machen müssen. Sie sind einsatzbereiter, weniger krank, geben mehr aus und treiben damit die Wirtschaft wiederum voran. Eine Spirale, die sich nach oben entwickelt. Eine Entwicklung, von der die skandinavischen Unternehmen sehr profitieren.
Ganz anders in Deutschland: die Schere zwischen reichen und armen Menschen öffnet sich immer weiter und aufgrund der schieren Masse relativ armer Menschen biegt sich die Spirale nach unten. Der letzte Armutsbericht von 2013 spricht Bände. Dazu kommt eine Politik, die sich kaum noch um den Bürger ganz allgemein kümmert. Klientel-Politik ist angesagter, womöglich weil lukrativer – für wen auch immer.
Natürlich kann sich Skandinavien nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung im Rest der Welt abkoppeln. Sinkende Ölpreise führen beispielsweise in Norwegen auch zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkendem Konsum der Norweger. Aber ohne die strukturell besseren Bedingungen im Land wäre die Entwicklung noch viel dramatischer. Und darauf kommt es doch an: je besser die Voraussetzungen, desto leichter lässt sich eine Krise überwinden.
Ein Umdenken in den Köpfen der deutschen und europäischen Politiker in der Wirtschafts- und Sozialpolitik ist also dringend notwendig.

Dänemark unter den Top-3-Ländern der Welt

 

Die neue Weltbank-Studie „Doing Business 2016“ ist erschienen.
Es ist bereits das fünfte Jahr in Folge, dass Dänemark als geschäftlich unkompliziertestes Land für Unternehmen in Europa gewählt wurde. Nur in Singapur und Neuseeland ist es noch einfacher, Geschäfte zu machen.
Kristian Jensen, der dänische Minister für auswärtige Angelegenheiten, sagt dazu: „Ein gutes und effizientes Geschäftsumfeld für ausländische und dänische Unternehmen zu schaffen, ist eine der wichtigsten Prioritäten der dänischen Regierung, und ich freue mich zu sehen, dass unsere kontinuierlichen Bemühungen Ergebnisse zeigen und Dänemark als bestes Land anerkannt wird, in dem man am besten Geschäfte machen kann.“
Dänemark als unkompliziertes Tor zu Europa sehen auch immer mehr internationale Konzerne.
So hat im vergangenen Jahr beispielsweise Bristol-Myers Squibb (BMS), eines der größten amerikanischen Pharma-Unternehmen, in vier große Geschäftsabschlüsse und Partnerschaften in Dänemark investiert: Bavarian Nordic, Novo Nordisk, Galecto Biotech und Dako. Das Gesamtvolumen dieser Investitionen liegt bei fast 10 Milliarden Dänischen Kronen. Bei BMS habe man erkannt, dass der dänische Life-Sciences-Cluster zu den innovativsten in Europa gehört.
Der Bericht der Weltbank untersucht quantitative Indikatoren in elf Bereichen geschäftlicher Regulierungvorschriften durch die Regierungen. Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass solide Geschäftsordnungen von grundsätzlicher Bedeutung für eine leistungsstarke Wirtschaft sind. Führende Volkswirtschaften sind also nicht Länder ohne Regulierungen, sondern Länder mit möglichst unbürokratischen Regeln, die ein reibungsloses Zusammenspiel aller Kräfte im Markt gewährleisten.
Der Bericht betont auch die Bedeutung von Online-Verfahren für eine effiziente Betriebswirtschaft, und Dänemark gehört zu den Spitzenreitern in diesem Bereich, weil fast alle untersuchten Transaktionen online durchgeführt werden können. Als gutes Beispiel dafür wird das Online-Kataster hervorgehoben. „Regulatorische Effizienz und Qualität verbinden sich dabei und verstärken sich dabei in der Tat in einem positiven Kreislauf. Das moderne Kataster-Amt des Landes bietet sowohl den wertvollen Nachweis von Besitzverhältnissen als auch die effiziente Registrierung von Eigentumsübertragungen“, heisst es sinngemäß im vorliegenden Bericht.
Zu den elf Einflussfaktoren, die in der Doing-Business-Studie untersucht wurden, zählen z.B. Dauer und Einfachheit der Gründung eines Unternehmens, Erteilung von Baugenehmigungen, Registrierung von Eigentum, Kreditvergabe, Investorenschutz, Steuergesetzgebung, Aussenhandel, Gültigkeit von Verträgen, Lösung von Insolvenzfällen. Und ganz wichtig für die überwiegende Mehrheit der Bürger eines Landes: auch die Merkmale der Arbeitsmarktregulierung sind Bestandteil der englischsprachigen Studie.