Lügen haben kurze Beine

Ich bin fassungslos – und mache mir so meine Gedanken.

An zwei Tagen hintereinander (21. und 22. September 2015) erleidet der Kurs der VW-Aktie einen Tagesverlust von jeweils rund 20 Prozent. Das nennt man einen Vernichtungsschlag. Mitte März 2015 erreichte der Aktienkurs mit rund 250 Euro sein Hoch. Heute, gut ein halbes Jahr später, gab es gegen 9 Uhr das gleiche Papier für unter 100 Euro zu kaufen. Das ist ein Kursverlust von rund 60 Prozent.

„Verantwortung – ein großes Wort, das heute inflationär genutzt wird.“ Sagt der Volkswagen-Konzern auf seiner Webseite. Sieh an.

Auf der VW-Webseite zur Verantwortung kann man weiter nachlesen: unternehmerische Verantwortung, Verantwortung für die Umwelt, Verantwortung für die Mitarbeiter, Verantwortung für die Produkte, Verantwortung für die Gesellschaft. Grosse, hehre Worte. Alles Makulatur und leere Worte, nichts dahinter? Das muss man sich nach diesem Super-GAU tatsächlich fragen.

Wie heisst es so schön auf der Webseite von Volkswagen: „Autos haben einen erheblichen Einfluss auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Klar, dass daraus eine besondere Verantwortung erwächst.“ Weiter ist zu lesen: „Dieser unternehmerischen Verantwortung stellen wir uns unter dem Leitbild der Corporate Social Responsibility (CSR).“ Und schliesslich der Kern: „Dieses verantwortungsvolle Handeln hat bei uns Tradition und entspricht unserer Unternehmenskultur. Gleichwohl steigern wir damit auch unsere Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit.“

Das dürfte nach dem Abgas-Desaster wohl nur noch eine leere Phrase, eine Lachnummer sein und Wasser auf den Mühlen der Wettbewerber.

Offensichtlich war sich der VW-Verantwortliche der Tragweite seiner Entscheidung nicht bewusst. Solch unverantwortliches Handeln ist Betrug. Betrug am Kunden, Betrug an den Aktionären, Betrug am makellosen Image der Marke „Volkswagen“, Betrug an der Marke „Made in Germany“, Betrug an den Beschäftigten, Betrug an den Zulieferern, Betrug an der Öffentlichkeit. Und wofür? Für mögliche zig-Millionen mehr Gewinn und einen fetten Bonus zum üppigen Gehalt?

Ein moralischer Kompass scheint den Verantwortlichen völlig zu fehlen. Das wichtigste Kapital ist Vertrauen. Hatte das nicht Angela Merkel erst kürzlich formuliert? Wo bleiben die ethischen Prinzipien von Treu und Glauben, Wahrheit und Klarheit? Hat der Verantwortliche die konzerneigene Webseite nicht gelesen?

Verantwortungsvolles Handeln, Tradition und Unternehmenskultur – alles nur Marketing-Sprechblasen? Offensichtlich.

Und wo blieb der gesunde Menschenverstand? Wie naiv muss der für dieses Desaster sicher hochbezahlte Verantwortliche bei VW sein, um nicht zu wissen, dass gerade in einer globalisierten Welt mit unbegrenzter Kommunikation, technisch interessierten Laien und vor allem die neiderfüllte Konkurrenz ein so eklatanter Verstoss gegen Sitte und Anstand unbemerkt bleibt? Ganz im Gegenteil: ein derartiges Fehlverhalten ist für die Konkurrenz ein gefundenes Fressen.

Der Name „Volkswagen“ hatte einen Klang wie Donnerhall und war ein nationales Symbol für Ingenieurskunst, fleissige Deutsche und den Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mutwillig zerstört. Sollte man den Verantwortlichen nicht mit Schimpf und Schande aus dem Unternehmen jagen, ihn teeren und federn? Es gibt in der internationalen Geschäftswelt nicht Schlimmeres als Gesichtsverlust. Japaner haben sich schon aus weitaus geringeren Gründen in ihr Schwert gestürzt. Aber es wird wohl eher ein „goldener Handschlag“ sein auf Kosten der Aktionäre.

Der Traum, bis 2017 der weltweit führende Autobauer zu sein, dürfte erst mal ausgeträumt sein. Und es bleibt abzuwarten, wie sich die drohenden Schadenersatz- und Straf-Zahlungen auf das Ergebnis der kommenden Geschäftsjahre auswirken werden. Analysten sprechen von bis zu 100 Milliarden Euro und mehr, abhängig von den Klagen, die derzeit weltweit vorbereitet werden. Das ist rund die Hälfte eines Jahresumsatzes. Ein klarer Kauf scheint die Aktie also vorerst mal nicht zu sein.

PS:
Eine Warnung an uns Steuerzahler. VW beschäftigt hierzulande 200.000 Arbeitnehmer und weitere zig-Tausend in der Zulieferindustrie, mit Auswirkungen auf die Dienstleistungsbranche im jeweiligen Umfeld. Da könnte die Bundesregierung im Falle eines drohenden Pleite-Tsunamis auf die Idee kommen, Volkswagen für „systemrelevant“ zu erklären. Ich mein ja nur.

EZB-Wertpapierkäufe sollen ausgeweitet werden

Sie will es also wieder tun: Geld drucken.
Auf ihrer gestrigen Sitzung deutete die Europäische Zentralbank (EZB) ganz konkret an, die bestehenden Wertpapierkäufe auszuweiten. Werden derzeit rund 60 Milliarden Euro pro Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere aufgekauft, soll das Volumen zukünftig bei Bedarf ausgeweitet werden. Damit will man gleich mehrere Ziele erreichen: der Euro soll geschwächt und damit die Exporte angekurbelt werden, die Kreditvergabe soll angeschoben werden und daraus eine höhere Teuerungsrate über steigenden Konsum entstehen. Nur dumm, dass diese Medizin bisher kaum hilft. Die Exporte brechen aufgrund der aktuellen Krisen in China, Brasilien, Russland und im Mittleren Osten ein, das Kreditangebot trifft auf kaum vorhandene Nachfrage und die Teuerungsrate tendiert gegen Null. Einzig der Euro wurde gegenüber dem US-Dollar geschwächt. Die deutschen Exportgüter werden also billiger, die Importwaren und der Amerika-Urlaub teurer. 
Das bis ursprünglich September 2016 laufende sogenannte QE-Programm („Quantitative Easing“ für monetäre Lockerung) soll also gegebenenfalls erhöht und/oder verlängert werden. Noch mehr billiges Geld für Banken, die damit nicht das Kreditvolumen erhöhen sondern Aktien kaufen. Und die Schuldenblase wird immer grösser, die wirtschaftliche Zukunft der nachfolgenden Generationen auf geradezu fahrlässige Weise aufs Spiel gesetzt.
Billiges Geld hilft nur den schuldenmachenden Staaten und dem Finanzsystem. Ökonomische Gesetzmässigkeiten werden schlichtweg „übersehen“ oder vorsätzlich ignoriert, was geradezu kriminell ist. Der politisch-finanzielle Komplex schlägt wieder zu. Dringend notwendige Reformen werden „verschoben“ oder „vergessen“, die Grossbanken machen immer fettere Gewinne (Goldman Sachs, JP Morgan und Citigroup beispielsweise feiern Quartal für Quartal ihre fetten Milliarden-Gewinne), die Interessen der Anleger, Sparer und Altersvorsorger bleiben auf der Strecke. Falsche Medizin kann einen kränkelnden Patienten auch todkrank machen. Meine Empfehlung ist weiterhin: raus aus dem Euro, eigenes Vermögen so gut wie möglich vor gierigen Händen in Sicherheit bringen. Der Unterschied zwischen einem normalen Ruhestand und Altersarmut liegt im eigenen Handeln. Die politische Klasse hat ihre Altersvorsorge- und Zukunftssicherungs-Kompetenz längst verloren.

Arbeitslosigkeit unter der Mitternachtssonne

Die aktuellen Meldungen der Deutsch-Norwegischen Handelskammer sind eindeutig: Der Erdölproduzent Norwegen bekommt den Verfall des Ölpreises zu spüren und meldet die höchste Arbeitslosigkeit seit zehn Jahren. Von Mai bis Juli sei sie auf 4,5 Prozent gestiegen nach 4,3 Prozent im Zeitraum April bis Juni, teilte die Statistikbehörde am Mittwoch mit. „Die norwegische Wirtschaft steckt nicht in der Krise“, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg. „Aber wir stehen vor Herausforderungen, und sie sind größer als wir sie zuletzt gesehen haben.“ Es herrschten unruhige Zeiten. „Die norwegische Wirtschaft ist davon und vom Verfall des Ölpreises betroffen.“
Der Preis für die Nordseesorte Brent ist von mehr als 100 Dollar je Barrel (rund 159 Liter) Mitte vergangenen Jahres auf aktuell rund 43 Dollar abgestürzt. Im selben Zeitraum gingen in Norwegen die Investitionen zurück, und die Arbeitslosigkeit schnellte um mehr als ein Drittel nach oben. Die Zentralbank hat in den vergangenen neun Monaten zwei Mal den Zinssatz gesenkt und erklärt, es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent für eine abermalige Zinssenkung im September.
Der Kurs der norwegischen Krone gab nach dem überraschenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Euro nach. Ministerpräsidentin Solberg mahnte, der positive Effekt der Kronen-Schwäche dürfe nicht unterschlagen werden. Immerhin profitierten davon der Tourismus und die Exporte jenseits der Ölindustrie. Ohnehin gilt Norwegen bei ausländischen Gästen wegen der bisher sehr starken Währung als überdurchschnittlich teuer.
Das mag sein, leider hat diese Schwäche der norwegischen Krone auch einen – wenn auch geringen – Wertverlust für unser NOK-Depot zur Folge.
Jetzt beginnt die Zeit der Polarlichter in der Region um den Nordpol. Diese faszinierenden Nordlichter können bis März bewundert werden. Das wird die Patienten des neuen Krankenhauses freuen, das innerhalb des nächsten Jahres hier in der Region um Kirkenes, am Rande der Barentssee, entstehen soll. Die Stadt am nordöstlichen Ende von Norwegen liegt am sog. Dreiländereck mit Finnland und Russland. Hier dauert die Polarnacht fast zwei Monate und die Mitternachtssonne scheint ganze zweieinhalb Monate lang. Der Krankenhaus-Neubau „Nye Kirkenes Sykehus“ wurde von einem norwegischen Architekturbüro geplant und wird von einem deutschen Fertighaus-Hersteller in Modulbautechnologie gebaut.

Skandinavien und die Finanzkrise

Der kleine Crash der vergangenen Tage und Wochen ging auch an den skandinavischen Börsen nicht spurlos vorbei. Auch wenn die Verluste hier bei Weitem nicht so heftig waren wie in China, den USA und Europa. Da zeigt sich wieder mal, dass es manchmal vorteilhaft sein kann, nicht im Brennpunkt des weltweiten Börsengeschehens zu stehen. Solide Börsen, die – noch – nicht im Griff der Spekulanten, Hedgefonds und Hochgeschwindigkeits-Trader sind. Börsen, an denen die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen noch zählt, die dort gelistet sind.
Während der langfristige Aufwärtstrend der skandinavischen Börsen immer noch intakt ist, sind beispielsweise die Emerging Markets fest in der Hand der Zocker. Geld fliesst schnell hinein, Geld fliesst noch schneller wieder ab – der kurzfristige Erfolg ist hier das Mass aller Dinge. Und wenn etwas schief geht, dann gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen. Denn schuld ist ja immer der andere.
Und keiner weiss, was überhaupt los ist und wie es weitergehen soll. Das zeigen auch die Schlagzeilen dieser Tage:
„Aktien torkeln in der Todeszone – Was jetzt zu tun ist“
„China gibt USA die Schuld für den Börsencrash“
„China-Sorgen sind übertrieben“
Egal, wir bleiben im Norden Europas, weit weg von den heftigen Turbulenzen. Natürlich sind weitere Schlingerfahrten nicht auszuschliessen. Aber wie auch die Vergangenheit zeigt, sind hier im Norden die Schwankungen nie so heftig wie z.B. in den Emerging Markets. Solidität zahlt sich eben aus.
Morgen bringt der Chart der Woche ein interessantes Unternehmen, das von den Marktverwerfungen kaum berührt wird, weiter steigt und eine Dividende von über fünf Prozent zahlt. Also kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Chart der Woche: Royal Unibrew

Der Chart der Woche gehört heute zu: SKA-DK Royal Unibrew A/S
Das Unternehmen ist tätig in Produktion und Verkauf eigener Getränke und den Vertrieb von Markenprodukten verschiedener Hersteller (Beer, Softdrinks und Mineralwasser). Die Geschäftsbereiche umfassen die geografischen Bereiche Westeuropa und Nordosteuropa sowie den Produktbereich Malzgetränke.
Nach einem 2014er Umsatz von 6,1 Mrd. DKK werden für das laufende Jahr unverändert 6,1 Mrd. DKK erwartet.
Beim aktuellen Kurs beträgt die Dividende 2015e 3,0% und das KGV 2015e liegt derzeit bei 19,6
Schlusskurs gestern: DKK 232,20 | Im Seitwärtstrend befindet sich der Kurs seit Anfang des Jahres, gestern wurde ein langfristiges Kaufsignal generiert

Es dürfte sich lohnen, diese Aktie zu beobachten und den Trend im Auge zu behalten. Eine nachhaltige Trendwende wird aber noch in diesem Jahr erwartet. Von 7 Analystenempfehlungen lautet nur eine auf „Verkaufen“. Ich übernehme diese Aktie in meine Watchlist für das Muster-Depot. Aufgrund der Begrenzung des zur Verfügung stehenden Anlagekapitals wird der Wert aber nicht zwangsläufig ins Depot übernommen.

Wer selbst in die Aktie investieren will:
Börse Copenhagen | ISIN DK0060634707 | Symbol RBREW | nicht handelbar in Deutschland

Hinweis: Diese Kurz-Analyse stellt keine Aufforderung zum Handel mit dieser Aktie dar. Ich übernehme keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die aus der Verwendung dieser Informationen entstehen. Ich handle mit skandinavischen Aktien und besitze eventuell Positionen in den hier erwähnten Wertpapieren.

Mindestlohn nur eine Mogelpackung?

Die Grafik zeigt die nötige Zahl der Wochenarbeitsstunden zu Mindestlohn, die Alleinerziehende mit zwei Kindern 2013 leisten müssen, um über der Armutsgrenze zu leben.
Der Mindestlohn reicht in vielen Staaten nicht, um nicht in Armut zu leben, wie unsere Grafik auf Basis von Daten der OECD zeigt. Demnach reicht für eine(n) Alleinerziehende(n) mit zwei Kindern in vielen Ländern eine Arbeitszeit von 42 Stunden pro Woche zum gesetzlichen Mindestlohn nicht, um oberhalb der Armutsgrenze zu sein. In den USA benötigte man 2013 dafür 50 Stunden, in Griechenland gar 59 und in Tschechien deren 79. In Deutschland – wo der Mindestlohn jedoch erst seit 2015 gilt, wären in 2013 zu diesem Lohn 28 Stunden nötig gewesen.

Anglerparadies Norwegen?

Am Wochenende flatterte mir eine Werbung für Urlaub in Norwegen ins Postfach. Da ging es um die sonnenverwöhnte Skagerrak-Küste im Süden, die Fjorde von Møre und Romsdal oder Holmfoss und Trøndelag, alles Weltklasse-Angelreviere mit riesiger Artenvielfalt. Sogar Winterangeln – brrr!, das dürfte wirklich kalt, kalt, kalt sein – ist im historischen Fischerdorf Nusfjord möglich.
Aber ich bin ja nicht der Angler, der sich mit seiner Angelrute still an einen Fischteich oder Fluss setzt oder im Fischerboot mit einem Grossfisch um den Sieg kämpft – naja, oder so ähnlich. Mir ging dabei etwas ganz anderes durch den Kopf: nämlich Fischzucht in Norwegen. Und wie man als Anleger damit Urlaub machen … äh, Geld verdienen kann.
Wie es der Zufall so will, hatte eines meiner „Frühwarnsysteme“ am Freitag ein Long-Trend-Signal geliefert für: Austevoll Seafood ASA | NO0010073489, ein global aufgestelltes Unternehmen im Bereich Hochseefischerei und Aquakultur (Meeresfrüchte aller Art). Mit einem für 2015 erwarteten Umsatz von rund 16 Milliarden Norwegischen Kronen (NOK) will das Unternehmen eine Nettorendite von über 13 Prozent erwirtschaften. Das würde einem Anleger beim jetzigen Kurs von 45,80 NOK eine satte Dividende von rund fünf Prozent bringen. Nicht schlecht für einen Fischer, vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass nur gut die Hälfte des Nettogewinns an die Aktionäre ausgeschüttet wird.
Ein interessantes Unternehmen, das man näher betrachten und auf die persönliche Watchlist nehmen sollte. Die Aktie als „Chart der Woche“ ist ebenso in Vorbereitung wie eine Kurz-Analyse dieses Unternehmens.
So kann Werbung also durchaus eine Anregung sein, wenn auch nicht immer im Sinne des Werbetreibenden.

News: Zahlen und Fakten August

Aktuelle Zahlen und Fakten aus Amtern, Behörden und Unternehmen in Skandinavien.
Ein möglicher Einfluss auf Aktienkurse ist nicht auszuschliessen.

  Dänemark | Danmarks Statistik
Das dänische Amt für Statistik (Danmarks Statistik) gibt die Teuerungsrate mit 0,7 Prozent bekannt. Damit blieb die Inflation gegenüber dem Vormonat (0,7%) unverändert.
Die Handelsbilanz fiel dagegen stärker als erwartet: von 7,9 Mrd. DKK auf 6,3 Mrd. DKK – erwartet wurde ein Rückgang auf nur 7,5 Mrd. DKK.
Norwegen | Statistisk sentralbyrå
In Norwegen fiel die Teuerungsrate geringer als erwartet, wie das norwegische Amt für Statistik (Statistisk sentralbyrå) bekanntgab: von 0,3 Prozent im Vormonat fiel es – saisonal angepasst – auf aktuell -0,1 Prozent. Erwartet wurde ein Rückgang auf -0,2 Prozent.
Schweden | Statistiska centralbyrån
Hier fiel die Industrieproduktion stärker als erwartet, wie das schwedische Amt für Statistik (Statistiska centralbyrån) mitteilte. Von -0,3 Prozent im Vormonat ging es zurück auf -1,0 Prozent, erwartet hatte man nur einen Rückgang auf -0,1 Prozent.

Zuwanderung in Dänemark

Dänen haben eine sehr offene Mentalität. Das sagen zumindest viele Zuwanderer, die einen Arbeitsplatz in Dänemark bekommen haben. Gern gesehen werden natürlich andere Europäer, die mit Hilfe ihrer Muttersprache dazu beitragen können, dass die jeweiligen Firmen ihre Absatzmärkte in der Europäischen Union besser bedienen können. Auch Deutsch als Zweit- oder Hauptsprache ist ein Vorteil für viele Arbeitsplätze, da für viele Unternehmen Deutschland der Haupt-Absatzmarkt ist.
Die meisten Zuwanderer zieht es nach Copenhagen, der Hauptstadt des Landes. Die Stadt wird geschätzt wegen ihrer Weltoffenheit und dem Angebot interessanter Arbeitsplätze. Aber auch das hervorragende soziale System, in vielen Teilen besser als in Deutschland, zieht Arbeitssuchende ins Land. Dazu kommen stabile politische Verhältnisse, eine gut funktionierende Verwaltung ohne Korruption und der hohe Bildungsstandard sind für viele ausschlaggebend.
Man könne seinen Laptop im Café auf dem Tisch liegenlassen und niemand würde ihn anfassen, berichten Einwanderer.
Wie es scheint, ist bei uns nur eines viel besser: das Wetter.
Auch immer mehr Osteuropäer wollen in Dänemark eine zweite Heimat finden. Mehr als die Hälfte der 55.000 Osteuropäer, die in Dänemark leben und arbeiten, sind mindestens bereits seit 2010 im Land, berichtet die dänische Arbeitsagentur. Hier verdienen sie ihren Lebensunterhalt und können sich das leisten, was in ihrer alten Heimat immer nur ein Traum geblieben wäre.
Den Zuwanderern hat Dänemark zu verdanken, dass die Bevölkerung immer jünger wird. Das dänische Amt für Statistik zeigt, dass rund 9.000 Kinder osteuropäischer Eltern in Dänemark leben, die unter neun Jahre alt sind. Das sind fünfmal mehr als noch vor sieben Jahren.
Untersuchungen zeigen, dass Osteuropäer einen positiven Einfluss auf die dänische Gesellschaft haben. Und auch der Arbeitgeber-Verband ist der Meinung, dass diese Zuwanderer ein wichtiger Faktor in Dänemark geworden sind.
Vielleicht liegt ja die Erklärung darin, dass die überwältigende Mehrzahl dieser Neu-Dänen einfach alles tut, um nicht mehr zurück in ihr altes Leben zu müssen. Kaum einer wird Interesse daran haben, nicht gesetzestreu zu sein und sich damit der Gefahr auszusetzen, Dänemark wieder verlassen zu müssen. Das kann ein starker Anreiz sein, ein normales Leben führen zu wollen.

Steigendes Pro-Kopf-Einkommen im Euro-Raum

Innerhalb des Euroraums stieg das reale Pro-Kopf-Einkommen der privaten Haushalte im ersten Quartal 2015 um 0,9 Prozent. Zuvor wuchs es um 0,1 Prozent.
Auch in den übrigen Vorquartalen konnten seit 2013 zumindest kleine Steigerungen verzeichnet werden, jedoch noch keine so deutliche, wie im ersten Quartal 2015.
2012 ging das reale des Pro-Kopf-Einkommens der privaten Haushalte im Euroraum noch zurück.
Schön langsam macht sich die gute Wirtschaftslage auch bei den normalen Arbeitnehmern im Geldbeutel bemerkbar. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Bezieher der oberen und obersten Einkommen aus nichtselbständiger Arbeit sich mit diesen Steigerungen kaum zufrieden geben würden.

Millionär im Handumdrehen?

  Zur Zeit überfluten Mails mein Postfach, in denen mir versprochen wird, ganz ohne eigenes Geld und eigene Kenntnisse im Handumdrehen Millionär zu werden. Echt ganz einfach. Wer will da noch jeden Tag aufstehen und zur Arbeit gehen?
Und da gehts richtig zur Sache: das reicht von „Achtung: Dringende Benachrichtigung Ihre Freischaltung betreffend…“ über „Konnte Ihr letzter Trade unseren 200.000 Euro Gewinn schlagen?“ bis hin zum „Last Call“. Da teilt man mir um 14:30 Uhr mit „Sie wurden freigeschaltet!“, nur um mir zwei Stunden später zu schreiben „Ihre Freischaltung ist erfolgreich beendet“. Lustig fand ich „Hurry up before the month ends, Ludwig J.!“
Aber was interessiert mich „Sie haben ein Recht darauf, das zu sehen. Umgehende Antwort erforderlich“?
Interessanter sind da schon „Gewinne, die Millionäre machen“. Ich brauche eigentlich nur „Blue Chips“ (also Börsen-Schwergewichte) zu kaufen und bin mit Hilfe einer wenig bekannten Strategie nach 36 Monaten „Blue Chip Rich“. Ja, ja, schon klar. Glaub ich sofort. Ich freu mich auch immer über die Geschenke, die mir der Weihnachtsmann unter den Christbaum legt. Und zu Ostern hab ich immer viel Spass dabei, im Garten die Eier zu suchen, die der Osterhase so raffiniert versteckt hat.
Gibt es wirklich Menschen, die glauben ohne eigene Anstrengung Millionär werden zu können? Ich meine jetzt nicht die Erben, die irgendwo in der Familie einen reichen Verwandten haben. Nein, ich meine ganz normale Menschen wie dich und mich. Aber denk doch mal nach: warum sollte jemand, der ein Rezept für Millionengewinne gefunden zu haben behauptet, sein Geheimnis ausgerechnet mit dir teilen wollen?
Die wollen doch alle nur dein Bestes: dein Geld nämlich. Und dafür schicken sie dir ihre mehr oder weniger bescheuerten, nutzlosen Börsenbriefe, in denen sie auch nur mit Wasser kochen. Daraus machen sie natürlich eine Show, die Eindruck schinden soll. Aber schieb das ganze Gedöns mal beiseite, dann sind es ein paar schwarze Buchstaben auf weissem Grund, die nur eines bedeuten: her mit deiner Kohle, ich kann damit mehr anfangen als du.
Leider wissen die Absender aber ganz genau: jeden Tag steht wieder ein Dummer auf. Wir gehören zum Glück jetzt nicht mehr dazu … oder?

 

Jugendliche kaum interessiert an Finanzdingen?

  Die Ergebnisse der Jugendstudie 2015 des Deutschen Bankenverbandes lassen kaum Zweifel: nur 34 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 24 Jahren interessiert sich stark oder sehr stark für wirtschaftliche Themen. Das Gute daran: 2012 waren nur 22 Prozent der Befragten an Wirtschaftsthemen interessiert. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, erklärt das so: „Damals haben wir deutlich die Folgen der Finanzmarktkrise gespürt. Die komplexen und für viele nur schwer verständlichen Negativthemen hatten viele Jugendliche eher abgeschreckt, sich mit ökonomischen Fragen und Finanzthemen zu befassen.“
So gesehen, also immerhin eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber 2012. Die Fragen der Jugendstudie wollten die Kenntnisse der Befragten umfassend klären: Wie ausgeprägt ist das Interesse junger Menschen an Wirtschaft und Finanzen? Wie gut sind ihre ökonomischen Kenntnisse, und was halten sie von einem Schulfach Wirtschaft? Wie gehen Jugendliche und junge Erwachsene mit Geld um? Wie sehen ihre Finanzplanung, ihr Sparverhalten und ihre Online-Nutzung aus?
Dabei kam heraus, dass das ökonomische Wissen der Zielgruppe immer noch bedenkliche Lücken aufweist, auch wenn sich deren Kenntnisse um wirtschaftliche Dinge erheblich verbessert haben. Ein auf sieben Wissensfragen basierender Index des Bankenverbandes zeigte, dass 39 Prozent der jungen Befragten auf diesem Feld nur schlechte oder sehr schlechte Kenntnisse haben.
Michael Kemmer findet es in diesem Zusammenhang richtig und wichtig, dass sich die grosse Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch selbst mehr Wirtschaft in der Schule (81 Prozent) und auch ein eigenes Schulfach Wirtschaft (73 Prozent) wünscht. Kemmer bedauert das: „Der Bankenverband setzt sich seit fast 30 Jahren für ein solches Fach ein. In einigen Bundesländern gibt es zwar Schritte in die richtige Richtung, aber die bundesweite Einführung eines verpflichtenden Schulfachs ist leider noch immer nicht in Sicht.“
Dem kann ich mich vorbehaltlos anschliessen, auch wenn der Bankenverband daran natürlich auch ein ureigenes Interesse haben dürfte. Denn wie sollen junge Menschen als mündige Verbraucher ihre finanziellen Entscheidungen treffen können, wenn sie nicht Bescheid wissen?
Dabei ist klar: wirtschaftliches Wissen gewinnt in Zukunft immer mehr an Bedeutung. Denn nur wer die wirtschaftlichen Vorgänge auf der Welt und in seinem Alltag um sich herum versteht, kann sein Leben eigenverantwortlich gestalten und für sich sinnvolle Konsum- und Anlageentscheidungen treffen.
Das Verblüffende aber ist, dass die Studie des Bankenverbandes zur Finanzkultur und dem Finanzverhalten der jungen Generation auch folgendes ergeben hat: Jugendliche kümmern sich gern um ihr Geld, wenn auch eher spontan und unregelmässig. Zwei Drittel der jungen Leute (65 Prozent) gaben sogar an, dass es ihnen Spass mache, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen.
Woran liegt’s also, wenn es an den jungen Leuten selbst nicht zu liegen scheint? Am Elternhaus? Oder doch an der Schule? Vielleicht sollten die Kultusminister jetzt mal ernsthaft daran gehen, da etwas zu ändern. Und dafür eher unsinnige Experimente und Neugestaltungen sein lassen. Wirtschaft geht alle an und je früher man damit in Berührung kommt, desto souveräner kann man später damit umgehen und richtige Entscheidungen treffen. Aber – und das sage ich nicht nur mit einem Augenzwinkern – vielleicht hat die Politik ja absolut kein Interesse an wirtschaftlich aufgeklärten Bürgern? Weil dann eher fragwürdige finanz- und wirtschaftspolitische Entscheidungen nicht mehr so einfach in Gesetze gegossen werden könnten.