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Das ging aber schnell. Kaum sahen wir vor ein paar Tagen die vier Euro pro Litecoin mit dem Kaufsignal im Wochenchart, schon knackt das Cryptogeld die Marke von fünf Euro. Das heutige Hoch lag sogar bei sechs Euro pro Litecoin. Auch der große Bruder Bitcoin stieg an, heute bereits in der Spitze bis 252 Euro. Zum Vergleich: am 22. Januar stiegen wir mit EUR 1,21 ein und kauften die ersten 200 Litecoins. Das ist ein Gewinn von rund 400 Prozent – nicht schlecht für ein halbes Jahr. Allein unsere Litecoin sind jetzt schon mehr wert als wir insgesamt in unser Cryptowährung-Musterdepot investiert haben. Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet in Zeiten geschlossener Banken in Griechenland die neuen Cryptowährungen so beliebt sind. Mit allen Mitteln will die griechische Regierung verhindern, dass jetzt noch Geld ins Ausland überwiesen wird. Deshalb die Kapitalverkehrskontrollen. Diese führen aber auch dazu, dass internationale Finanzdienstleister ihre Dienste in Griechenland einstellen – zumindest was die Auslandsüberweisungen angeht. Nur: bei Bestellungen über das Internet sind i.d.R. immer Zahlungen an eine Firma im Ausland zu leisten. Auch für kleine Euro-Beträge, die man für Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland zahlt, lassen sich die Bezahlfunktionen der grossen Anbieter wie ApplePay oder PayPal nicht mehr nutzen. Die Folge: das Vertrauen in diese Zahlungssysteme schwindet, der alte Grundsatz „Nur Bares ist Wahres“ zählt wieder. Oder ein politisch unabhängiges Zahlungssystem. Schon bei der Zypern-Krise bot sich mit dem damals neuen Bitcoin eine elegante Möglichkeit, sein Geld vor dem Zugriff durch die Staatsregierung in Sicherheit zu bringen. Der Bitcoin-Kurs stieg seinerzeit von rund zehn Euro bis auf rund 250 Euro binnen weniger Monate. Das machte die Cryptowährungen weltweit bekannt und führte zu einem weiteren Anstieg bis auf über 1.000 Euro pro Bitcoin, gefolgt von einem jähen Absturz. Die Litecoin waren damals rund zehnmal so teuer wie heute. Und jetzt kommen auch noch die Chinesen. Nach dem 30-Prozent-Absturz in der vergangenen Woche suchen viele Chinesen händeringend nach „sicheren“ Häfen für ihr Geld. Von Aktien enttäuscht, der Regierung gegenüber äusserst misstrauisch und fehlendes Vertrauen in das Finanzsystem ihres Landes, suchen sie nach Alternativen. Nachdem auch Gold momentan „schwächelt“, haben sie das Cryptogeld als „Geldspeicher“ entdeckt. Aber es sind die fast manisch-depressiven Schwankungen, die viele Menschen trotzdem mit Misstrauen gegenüber dem digitalen Geld erfüllt. Dennoch ist es eine Alternative für diejenigen, die sich damit beschäftigen und das dahinter stehende Prinzip verstehen. Es ist ein Zahlungsmittel mit eingebautem Zahlungsverkehr, das so nur mit Hilfe des Internets machbar wurde. Als würde die Bahn ihr eigenes Schienennetz unter den Rädern mitbringen. Die zugrundeliegende Blockchain-Technologie ist ein mächtiges Werkzeug, das auf lange Sicht gesehen sogar Banken überflüssig machen kann. Spannend ist die Entwicklung allemal.
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