Edelmetalle im Jahresverlauf

Für die Geldanlage in Rohstoffen sieht es derzeit nicht besonders gut aus. Nach 103,8 Punkten zu Beginn des Jahres fiel der Bloomberg Commodity Index auf aktuell rund 88 Punkte, ein Verlust von rund 15 Prozent.
Das hat eine ganze Reihe von Ursachen. Neben der stetigen Sorge um die konjunkturelle Entwicklung Chinas und des Herumlavierens der US Federal Reserve um den richtigen Zeitpunkt zur Zinserhöhung erwies sich der Abgas-Skandal um Volkswagen („Dieselgate“) als weiterer Nackenschlag. Die unruhige Lage an den Rohstoffmärkten spiegelt also nur die wachsende Unsicherheit der Anleger.
Da wir einen Teil unseres Geldes auch in Edelmetalle investiert haben, kann uns die Entwicklung nicht kalt lassen, auch wenn die Entwicklung nicht bei allen Edelmetallen gleich verlief.
Gold: Hier gibt es relativ viele Einflussfaktoren. Nicht nur die Entscheidungen – oder in diesem Fall die Nicht-Entscheidung – der US Federal Reserve haben Auswirkungen auf das edelste der Metalle. Auch die saisonale Hochzeitsgold-Nachfrage aus Indien, die still und leise erfolgenden Zukäufe der Notenbanken weltweit und das schwankende Sicherheitsbedürfnis der Anleger beeinflussen den Preis.
Silber: Der Drei-Jahres-Chart ist ein Trauerspiel. Von über USD 34 fiel der Preis auf knapp über USD 14 pro Feinunze. Seit etwa einem Jahr bewegt sich der Kurs zwischen USD 18 und USD 14 pro Feinunze hin und her. Eine eindeutige Richtung ist derzeit nicht auszumachen. Auch unsere Indikatoren (MACD und Momentum) deuten auf einen andauernden Abwärts- bzw. Seitwärtstrend hin.
Platin: Als wichtiger Bestandteil von Diesel-Katalysatoren traf es dieses Edelmetall natürlich besonders stark und liess den Preis auf ein Sechs-Jahres-Tief fallen. Sollte der Absatz von Diesel-Fahrzeugen aufgrund mangelnden Käufer-Vertrauens zurückgehen, hat das natürlich auch negative Auswirkungen auf dieses Edelmetall.
Palladium: Dieses Edelmetall kommt bei Benzin-Katalysatoren zum Einsatz. Es zeigte sich also eine spiegelbildliche Entwicklung zu Platin. Sollten wieder verstärkt Benzin-Motoren weltweit nachgefragt werden, wirkt sich auch das natürlich aus und dürfte zu steigenden Notierungen führen.
Unser Depot lassen wir unverändert, da sich noch keine eindeutige Entwicklung zeigt, die weitere Zukäufe erforderlich machen. Ein Verkauf von Edelmetallen kommt nicht in Betracht, da wir diese Rohstoffe nach wie vor als „Sicherheitsnetz“ gegenüber den Fiat-Währungen sehen. Unsere grundsätzliche Einstellung gegenüber Edelmetallen hat sich nicht geändert.

Lügen haben kurze Beine

Ich bin fassungslos – und mache mir so meine Gedanken.

An zwei Tagen hintereinander (21. und 22. September 2015) erleidet der Kurs der VW-Aktie einen Tagesverlust von jeweils rund 20 Prozent. Das nennt man einen Vernichtungsschlag. Mitte März 2015 erreichte der Aktienkurs mit rund 250 Euro sein Hoch. Heute, gut ein halbes Jahr später, gab es gegen 9 Uhr das gleiche Papier für unter 100 Euro zu kaufen. Das ist ein Kursverlust von rund 60 Prozent.

„Verantwortung – ein großes Wort, das heute inflationär genutzt wird.“ Sagt der Volkswagen-Konzern auf seiner Webseite. Sieh an.

Auf der VW-Webseite zur Verantwortung kann man weiter nachlesen: unternehmerische Verantwortung, Verantwortung für die Umwelt, Verantwortung für die Mitarbeiter, Verantwortung für die Produkte, Verantwortung für die Gesellschaft. Grosse, hehre Worte. Alles Makulatur und leere Worte, nichts dahinter? Das muss man sich nach diesem Super-GAU tatsächlich fragen.

Wie heisst es so schön auf der Webseite von Volkswagen: „Autos haben einen erheblichen Einfluss auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Klar, dass daraus eine besondere Verantwortung erwächst.“ Weiter ist zu lesen: „Dieser unternehmerischen Verantwortung stellen wir uns unter dem Leitbild der Corporate Social Responsibility (CSR).“ Und schliesslich der Kern: „Dieses verantwortungsvolle Handeln hat bei uns Tradition und entspricht unserer Unternehmenskultur. Gleichwohl steigern wir damit auch unsere Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit.“

Das dürfte nach dem Abgas-Desaster wohl nur noch eine leere Phrase, eine Lachnummer sein und Wasser auf den Mühlen der Wettbewerber.

Offensichtlich war sich der VW-Verantwortliche der Tragweite seiner Entscheidung nicht bewusst. Solch unverantwortliches Handeln ist Betrug. Betrug am Kunden, Betrug an den Aktionären, Betrug am makellosen Image der Marke „Volkswagen“, Betrug an der Marke „Made in Germany“, Betrug an den Beschäftigten, Betrug an den Zulieferern, Betrug an der Öffentlichkeit. Und wofür? Für mögliche zig-Millionen mehr Gewinn und einen fetten Bonus zum üppigen Gehalt?

Ein moralischer Kompass scheint den Verantwortlichen völlig zu fehlen. Das wichtigste Kapital ist Vertrauen. Hatte das nicht Angela Merkel erst kürzlich formuliert? Wo bleiben die ethischen Prinzipien von Treu und Glauben, Wahrheit und Klarheit? Hat der Verantwortliche die konzerneigene Webseite nicht gelesen?

Verantwortungsvolles Handeln, Tradition und Unternehmenskultur – alles nur Marketing-Sprechblasen? Offensichtlich.

Und wo blieb der gesunde Menschenverstand? Wie naiv muss der für dieses Desaster sicher hochbezahlte Verantwortliche bei VW sein, um nicht zu wissen, dass gerade in einer globalisierten Welt mit unbegrenzter Kommunikation, technisch interessierten Laien und vor allem die neiderfüllte Konkurrenz ein so eklatanter Verstoss gegen Sitte und Anstand unbemerkt bleibt? Ganz im Gegenteil: ein derartiges Fehlverhalten ist für die Konkurrenz ein gefundenes Fressen.

Der Name „Volkswagen“ hatte einen Klang wie Donnerhall und war ein nationales Symbol für Ingenieurskunst, fleissige Deutsche und den Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mutwillig zerstört. Sollte man den Verantwortlichen nicht mit Schimpf und Schande aus dem Unternehmen jagen, ihn teeren und federn? Es gibt in der internationalen Geschäftswelt nicht Schlimmeres als Gesichtsverlust. Japaner haben sich schon aus weitaus geringeren Gründen in ihr Schwert gestürzt. Aber es wird wohl eher ein „goldener Handschlag“ sein auf Kosten der Aktionäre.

Der Traum, bis 2017 der weltweit führende Autobauer zu sein, dürfte erst mal ausgeträumt sein. Und es bleibt abzuwarten, wie sich die drohenden Schadenersatz- und Straf-Zahlungen auf das Ergebnis der kommenden Geschäftsjahre auswirken werden. Analysten sprechen von bis zu 100 Milliarden Euro und mehr, abhängig von den Klagen, die derzeit weltweit vorbereitet werden. Das ist rund die Hälfte eines Jahresumsatzes. Ein klarer Kauf scheint die Aktie also vorerst mal nicht zu sein.

PS:
Eine Warnung an uns Steuerzahler. VW beschäftigt hierzulande 200.000 Arbeitnehmer und weitere zig-Tausend in der Zulieferindustrie, mit Auswirkungen auf die Dienstleistungsbranche im jeweiligen Umfeld. Da könnte die Bundesregierung im Falle eines drohenden Pleite-Tsunamis auf die Idee kommen, Volkswagen für „systemrelevant“ zu erklären. Ich mein ja nur.