Info 08.02.2018 Cryptogeld

Die guten Nachrichten häufen sich: nach der im Allgemeinen positiv verlaufenen Anhörung von Jay Clayton (SEC Chairman) und J. Christopher Giancarlo (CFTC Chairman) vor dem US Congress kommen schon die nächsten guten Nachrichten.

Tharman Shanmugaratnam, der Vize-Premier von Singapur, gab bekannt, dass sein Land nicht die Absicht habe, Cryptowährungen zu verbieten. Das auch von ihm geleitete Singapore Monetary Office (MAS) befasst sich bereits mit Cryptowährungen, analysiert den Markt und denkt darüber nach, wie sich Nebenwirkungen vermeiden lassen. Aber es wurde strikt bekräftigt, dass Singapur über die Cryptowährungen keinen Bann verhängen wird.

Überraschendes kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB): Mario Draghi, Präsident der EZB, bestätigte gestern, dass europäische Banken auch Positionen in Bitcoin halten dürfen. Trotz einiger kritischer Kommentare über Cryptowährungen bekräftigte Draghi, dass einige europäische Banken die Absicht hätten, in Bitcoin zu investieren und die EZB nicht dagegen sei.

Kann es sein, dass sich da die Bankenlobby durchgesetzt hat? Immerhin sind seit letztem Jahr immer mehr Großbanken auf den Zug aufgesprungen. Hatten die Bosse noch vehement geleugnet, in Bitcoin investieren zu wollen und allen zuwider handelnden Mitarbeitern mit Kündigung gedroht, kauften ihre „Spezialabteilungen“ klammheimlich z.B. über eine skandinavische Cryptobörse eine große Position Bitcoins. Als Meilenstein für die Bankenlobby dürfte die Zulassung von Bitcoin-Optionen gelten. Erlauben diese Derivate doch den Banken, ihr Short-Selling-Spielchen auch mit Bitcoin zu spielen und viel Geld damit zu verdienen.

Verständlich, dass die europäischen Bankster da auch an die Fleischtöpfe wollen. Mit Mario Draghi, einem ehemaligen Goldman Sachs Banker, dürfte ein entsprechendes Gespräch nicht allzu schwierig gewesen sein.

Wie dem auch sei: für den Cryptomarkt im Allgemeinen dürften das gute Nachrichten sein. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Anhörungsprotokolls aus dem US Congress begann sich der Bitcoin-Kurs von seinem letzten Tief bei 6.000 USD wieder zu erholen. Seitdem befindet sich der Kurs im kurzfristigen Aufwärtstrend und steht aktuell bei 8.480 USD. Auch die Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes hat zugelegt und beträgt aktuell wieder mehr als 400 Mrd. USD. Damit flossen innerhalb der letzten beiden Tage mehr als 130 Mrd. USD in den Cryptogeld-Markt.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob der neue Aufschwung von Dauer sein wird. Jetzt kommt es noch darauf an, wann der „Point Of No Return“ für die Shortseller erreicht sein wird, ab dem sie ihre Positionen auflösen müssen. Das dürfte der endgültige Startpunkt für einen länger anhaltenden Aufwärtstrend sein.

Bundesverfassungsgericht fällt EZB-Urteil

Darf die EZB eigenmächtig unbegrenzt Staatsanleihen von Ländern in Finanznot kaufen?

Ja, sie darf – wenn auch unter Auflagen. Das entschied heute das Bundesverfassungsgericht (BVG) und wies damit die Klagen tausender deutscher Bürger zurück.

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2014 schwerwiegende Bedenken geäußert und die anhängigen Klagen an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zur Entscheidung verwiesen. Der hatte keinen Verstoß gegen EU-Recht darin gesehen und ein entsprechendes Urteil gefällt. Viele sahen darin einen Freibrief für die ihrer Meinung nach falsche Geldpolitik der EZB.

Die EZB darf damit „Outright Monetary Transactions“ vornehmen, um durch den Kauf von Staatsanleihen die Zinslast der Länder zu drücken, denen Zahlungsunfähigkeit droht. Das ist nach Auffassung des BVG zwar grenzwertige Wirtschaftspolitik, aber nicht verbotene Finanzpolitik. Die Richter in Karlsruhe schlossen sich damit im Wesentlichen dem Urteil des EuGH von 2015 an, wenn gewisse Auflagen eingehalten würden.

Für die Bundesregierung sagte Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (CDU) dazu: „In dieser Rechtsauffassung fühlen wir uns bestätigt“, die Bundesregierung achte selbstverständlich darauf, daß Recht umgesetzt und eingehalten werde. Warum beruhigt mich das nicht?

Meiner Meinung nach mindert das nicht die Risiken für uns Steuerzahler. Denn der direkte Eingriff in nationale Haushalte erfolgt weitgehend unkontrolliert vom Parlament, wenn auch innerhalb des Mandats der EZB, dem alle Länder des Euroraums ja grundsätzlich zugestimmt haben. Die „ungewöhnlichen Maßnahmen“ der EZB bleiben deshalb nach wie vor eine Mogelpackung sowohl für Sparer als auch für Steuerzahler. Würde ich als Unternehmer so handeln, hätte die Finanzverwaltung dafür wohl nur ein Wort: Gestaltungsmissbrauch.

Zinsgarantie für mehrere Jahre?

Soeben gefunden: Zinsgarantie für mehrere Jahre. Wie bitte?
Also mal ehrlich: dieses Angebot einer deutschen Sparkasse soll Geldanlage sein? Das ist blanker Hohn. Ich nenne das nicht Geldanlage sondern einen Geldfriedhof, eine Sparform für Menschen, die sich aber absolut nicht selbst um ihr Geld kümmern wollen.
Dabei kann man das lernen. Ein Fernseher kostet gerade mal einen Bruchteil dieser Summe hier. Aber trotzdem setzt man sich tagelang damit auseinander, welches Gerät (Marke, Größe, Bildwiederholfrequenz, HDMI, USB, Festplatte, etc.) das beste wäre.
Und da will man sich nicht ebenso Zeit dafür nehmen, sich um sein eigenes Geld zu kümmern? Das will mir einfach nicht in den Kopf.
Die EZB setzt alles daran, die Inflation wieder ans Laufen zu bringen. Nehmen wir mal an, sie hat damit Erfolg. Dann gibt es zwar in fünf Jahren die garantierten 4.002,00 Euro, aber bereinigt um eine gewünschte EBZ-Inflation von zwei Prozent oder mehr, ist die angeblich hohe Rendite dann eine große Pleite, weil die Kaufkraft schwindet. Da hätte man die ganzen fünf Jahre an einem Jumbo-Mega-LED-Fernseher aber eindeutig mehr Spaß gehabt.

Versicherung auf dem Holzweg

Am Rande der gestrigen Bilanzvorlage in Hannover war zu erfahren, dass die Talanx Versicherung nichts von Bargeld halte. Eine „Spielerei“ sei es, meinte Vorstandschef Herbert Haas und fragte, ob man für Schadenzahlungen dann zum Tresor fahren und Geld rausholen wolle. Im Gegensatz dazu setzt die Munich Re, der weltgrößte Rückversicherer, auf Bargeld. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wolle das mal testen, sagte er, um dem von Banken an Kunden mit größeren Guthaben durchgereichten Negativzins zu entgehen. Die Meinungen gehen also bei den Betroffenen auseinander. Dabei sollten doch gerade die Versicherungen wissen, wie man mit Risiken umgeht: man versucht, sie zu vermeiden.

Auch Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken denken schon seit längerem darüber nach, eingezahlte Kundengelder selbst zu lagern statt sie bei der EZB einzuzahlen. Der schöne Plan der EZB, durch die Negativzinsen die Kreditvergabe anzukurbeln, scheint nicht so ganz aufzugehen. Die Experten der EZB sollten doch wissen, dass der europaweite Investitionsstau nicht an mangelndem Geld liegt. Die Unternehmen fragen keine Kredite nach, weil sie nicht wissen, ob sie sie aus den Erlösen der damit getätigten Investitionen wieder zurückzahlen können.

Es ist das tiefsitzende Misstrauen der Zivilbevölkerung und der Wirtschaft gegenüber der europäischen Finanz- und Schuldenpolitik, das diese Zurückhaltung fördert. Die „Krankheit“ Euro kuriert man nicht, indem man an den Symptomen herumdoktert. Gesund wird man wieder, imdem man die Krankheitsursachen beseitigt und damit den Organismus heilt.

Es ist nur allzu offensichtlich, dass man das Bargeld abschaffen will, um dem Bürger die letzte Möglichkeit zu nehmen, einem Negativzins nicht alternativlos ausgeliefert zu sein. Eine bessere Bekämpfung von Geldwäsche, Schwarzarbeit und Drogenkriminalität ist nur ein vorgeschobener Grund, der die Ängste der Bevölkerung trefflich zu nutzen weiss. Denn die Gauner haben längst andere Wege gefunden, ihre Geldgeschäfte rund um den Globus ungestört weiterlaufen zu lassen.

Alle Versuche des politisch-finanziellen Komplexes, das Finanzsystem zu kontrollieren und dessen Nutzer durch Bargeldbeschränkung oder -verbot in Beugehaft zu nehmen, werden unweigerlich scheitern. Mit Bargeld spielt man nicht.

Geht der EZB die Munition aus?


Mario Draghi (Mitte) auf der heutigen Pressekonferenz (Foto: EZB)

Mit den heute getroffenen geldpolitischen Beschlüssen dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre gesamte Munition verschossen haben. Und was wird es nützen? Nichts.
Heute konnte man gut sehen, dass die Auswirkungen auf die Finanzmärkte gleich Null waren. Der DAX stieg kraftvoll bis knapp unter 10.000 Punkte, nur um dann noch kräftiger wieder abzustürzen auf 9.498 Punkte. Eine traumatische Achterbahnfahrt um 500 Punkte, also rund fünf Prozent Schwankung. Das hat man nicht oft gesehen.
Woran mag das gelegen haben?

Die getroffenen Beschlüsse sind die üblichen finanzpolitischen Keulen:
1) Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems wird um 5 Basispunkte auf 0,00% gesenkt. Dies gilt erstmals für das am 16. März 2016 abzuwickelnde Geschäft.
2) Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität wird mit Wirkung vom 16. März 2016 um 5 Basispunkte auf 0,25 % gesenkt.
3) Der Zinssatz für die Einlagefazilität wird mit Wirkung vom 16. März 2016 um 10 Basispunkte auf -0,40% gesenkt.
4) Das Volumen der monatlichen Ankäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten wird mit Wirkung vom April auf 80 Mrd € ausgeweitet.
5) Auf Euro lautende Investment-Grade-Anleihen von Unternehmen (ohne Banken) im Euro-Währungsgebiet werden in die Liste der Vermögenswerte aufgenommen, die für reguläre Ankäufe zugelassen sind.
6) Ab Juni 2016 wird mit einer neuen Reihe von vier gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG II) begonnen, die jeweils eine Laufzeit von vier Jahren haben. Untergrenze für die Konditionen der Mittelaufnahme bei diesen Geschäften ist der Zinssatz für die Einlagefazilität.

Finanzpolitische „Waffen“ dieser Art – bereits vor Jahren sprach man ja schon von Draghi’s Bazooka – lösten in der Vergangenheit zuverlässig ein Kursfeuerwerk aus. Aber die Börsen scheinen in der Realität angekommen zu sein. Scheint sich so langsam aber sicher die Erkenntnis breitzumachen, dass derartige Maßnahmen eigentlich nichts bringen? Also außer Schulden natürlich, die von uns allen irgendwann über Steuererhöhungen beglichen werden müssen. Die gewünschte Inflation stellt sich nicht ein, weil in Zeiten der Globalisierung internationale Einflüsse auf die Teuerungsrate wirken, die von der EZB nicht gesteuert werden können. Die Wirtschaft liegt im Argen, im Fernen Osten (China) braut sich eine Katastrophe biblischen Ausmaßes zusammen und der politisch-finanzielle Komplex feiert fröhliche Urständ?

Alle scheinen da nicht mehr mitmachen zu wollen. Es dürfte interessant werden zu sehen, wohin die Abermilliarden an Geld fließen, die im System der globalen Spieler vorhanden sind und jetzt aufgestockt werden sollen. Aus China wurden in letzter Zeit 100 Milliarden US-Dollar abgezogen, auch andere schwächelnde Volkswirtschaften leiden unter Kapitalabfluss. Und Monat für Monat kommen jetzt allein in Europa 20 Milliarden Euro „Spielgeld“ dazu. Das wird ein gewaltiger Tsunami an Geld, der unser Finanzsystem hinweg zu fegen in der Lage ist. Mit anderen Worten: dieses „Scheiß-Experiment“ wird uns demnächst auf die Füße fallen. Da braucht der Anleger wohl drei Dinge: Sachwerte (Aktien), Edelmetall und Cryptogeld.

EZB-Wertpapierkäufe sollen ausgeweitet werden

Sie will es also wieder tun: Geld drucken.
Auf ihrer gestrigen Sitzung deutete die Europäische Zentralbank (EZB) ganz konkret an, die bestehenden Wertpapierkäufe auszuweiten. Werden derzeit rund 60 Milliarden Euro pro Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere aufgekauft, soll das Volumen zukünftig bei Bedarf ausgeweitet werden. Damit will man gleich mehrere Ziele erreichen: der Euro soll geschwächt und damit die Exporte angekurbelt werden, die Kreditvergabe soll angeschoben werden und daraus eine höhere Teuerungsrate über steigenden Konsum entstehen. Nur dumm, dass diese Medizin bisher kaum hilft. Die Exporte brechen aufgrund der aktuellen Krisen in China, Brasilien, Russland und im Mittleren Osten ein, das Kreditangebot trifft auf kaum vorhandene Nachfrage und die Teuerungsrate tendiert gegen Null. Einzig der Euro wurde gegenüber dem US-Dollar geschwächt. Die deutschen Exportgüter werden also billiger, die Importwaren und der Amerika-Urlaub teurer. 
Das bis ursprünglich September 2016 laufende sogenannte QE-Programm („Quantitative Easing“ für monetäre Lockerung) soll also gegebenenfalls erhöht und/oder verlängert werden. Noch mehr billiges Geld für Banken, die damit nicht das Kreditvolumen erhöhen sondern Aktien kaufen. Und die Schuldenblase wird immer grösser, die wirtschaftliche Zukunft der nachfolgenden Generationen auf geradezu fahrlässige Weise aufs Spiel gesetzt.
Billiges Geld hilft nur den schuldenmachenden Staaten und dem Finanzsystem. Ökonomische Gesetzmässigkeiten werden schlichtweg „übersehen“ oder vorsätzlich ignoriert, was geradezu kriminell ist. Der politisch-finanzielle Komplex schlägt wieder zu. Dringend notwendige Reformen werden „verschoben“ oder „vergessen“, die Grossbanken machen immer fettere Gewinne (Goldman Sachs, JP Morgan und Citigroup beispielsweise feiern Quartal für Quartal ihre fetten Milliarden-Gewinne), die Interessen der Anleger, Sparer und Altersvorsorger bleiben auf der Strecke. Falsche Medizin kann einen kränkelnden Patienten auch todkrank machen. Meine Empfehlung ist weiterhin: raus aus dem Euro, eigenes Vermögen so gut wie möglich vor gierigen Händen in Sicherheit bringen. Der Unterschied zwischen einem normalen Ruhestand und Altersarmut liegt im eigenen Handeln. Die politische Klasse hat ihre Altersvorsorge- und Zukunftssicherungs-Kompetenz längst verloren.